Wie die dpa multimediale Dienste entwickelt
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In 10 (nicht ganz so) einfachen Schritten zu multimedialen Diensten für unsere Kunden

Journalistinnen und Journalisten fotografieren während Konklave

Verknüpfte Bilder und Social Media Embeds, vielfältige Text-Auszeichnungen, bessere Metadaten: Seit Ende April sind dpa-Basisdienst und die zwölf Landesdienste so multimedial wie nie zuvor. Damit haben wir einen Meilenstein erreicht, der technisch über einen langen Zeitraum hinweg vorbereitet wurde. Neben der technischen Innovation brauchte es aber noch eine weitere wesentliche Vorbedingung: Ein integriertes Preismodell für Digital und Print, das es uns ermöglicht, allen Kernkunden in den multimedialen Diensten Text und Bild gemeinsam auszuliefern. Doch der Reihe nach.

Die Vision

Rückblick, Januar 2021: Die Digitalisierung ist in der Medienwelt bereits lange Thema. E-Paper, Nachrichtenapps, News-Websites – sie alle brauchen zunehmend mehr Bilder, Videos und weitere Multimedia-Inhalte. “digital-first” wird in Medienhäusern mehr und mehr zum Leitmotiv.

Klar ist: Als Nachrichtenagentur wollen wir unsere Kunden auch künftig effizient mit allen nötigen Inhalten versorgen, aus einer Hand, miteinander verknüpft und leicht verarbeitbar. Das kann nur gelingen, wenn wir Texte, Bilder, Videos und alle weiteren Formen des zeitgemäßen Journalismus in ebenso zeitgemäßer Form zur Verfügung stellen – als multimediale Dienste. Neben dem neuen Redaktionssystem Rubix braucht es dafür ein neues und einheitliches Format für alle Inhalte – und moderne Bereitstellungsmethoden.

Das bedeutet aber auch: Veraltete Formate und Bereitstellungsmethoden müssen abgelöst werden. Viele Redaktionen verwenden noch Formate aus den 1990er-Jahren. Wir ahnen, dass das ein langer und steiniger Weg wird.

Wie kann das funktionieren?

Schritt 1: dpa-digitalwires

Das Team des dpa-newslab wechselt von der dpa-infocom zur dpa. Es hat bereits zuvor wesentliche Vorarbeiten zur Auslieferung multimedialer, direkt publizierbarer (consumer-ready) Produkte (v.a. der dpa-WebLines) geleistet und soll daraus nun ein einheitliches Format und neue Bereitstellungsmethoden für alle dpa-Inhalte entwickeln. Das Produkt dpa-digitalwires ist geboren.

Schritt 2: Aufbau der Infrastruktur

Basierend auf den Vorarbeiten entwickelt das Team unter dem neuen Abteilungsnamen „Content Provisioning“ ein modernes und erweiterbares JSON-Format und cloudbasierte, skalierende Bereitstellungsmethoden.

Für die Kunden-ITs, Systemhersteller und Systemintegratoren entsteht ein zentrales API-Portal. Dort finden sie eine ausführliche Dokumentation des Formats und der Bereitstellungsmethoden, außerdem können sie selbst einzelne Bereitstellungsmethoden (de-)aktivieren.

Screenshot API-Portal

Für die direkte Kuratierung der Inhalte von dpa und anderen Agenturen wird das web-basierte Agentureingangssystem dpa-Schalttafel angepasst.

Schalttafel monomedial

Schritt 3: Umstellung der dpa-Weblines und dpa-Themenwelten

Die produktive Auslieferung des neuen Formats an Kunden beginnt mit zwei multimedialen consumer-ready-Produkten: den dpa-Weblines und den dpa-Themenwelten. So können Entwickler digitaler Content-Management-Systeme (CMS) direkt die Maximalausbaustufe des neuen Formats kennenlernen und implementieren: Multimediale Meldungen mit Storytelling-Elementen wie eingebetteten Social Media-Inhalten und positionierten Bildern.

Nach und nach werden alle Kunden umgestellt und alte Formate und Belieferungswege abgekündigt.

Beispielmeldung

Schritt 4: Formaterweiterung für dpa-Text- und -Bildfunk

Parallel zur Kundenumstellung der consumer-ready-Produkte wird das dpa-digitalwires-Format so erweitert, dass auch alle Informationen und Inhalte der dpa-Textdienste und des dpa-Bildfunks ausgeliefert werden können. Insbesondere geht es dabei um Hinweise und weiterführende Informationen für Redaktionen wie den dpa-Notizblock.

Schritt 5: Beginn der Ablösung der Altbelieferungen von Text- und Bildfunkkunden

Ein mühsamer Prozess bei der Modernisierung der dpa-Auslieferung beginnt: Die Ablösung der alten Wege, über die dpa-Inhalte bislang in Print-Systeme von Verlagen und die Broadcastsysteme der Radio- und Fernsehsender gelangten.

Über 30 Jahre alte Formate wie IPTC7901 sowie JPEG-only Bildbelieferungen aus der Zeit vor dem World-Wide-Web werden abgekündigt, ebenso unsichere, nicht transportverschlüsselte Übermittlungswege wie FTP.

Das etwa zehn bis 15 Jahre alte und XML-basierte Format NewsML G2 steht übergangsweise weiter zur Verfügung. Es erlaubt immerhin schon strukturierte Artikeltexte, umfassende Zeichensätze (UTF-8) und strukturierte maschinenlesbare Metadaten.

Screenshot Altsysteme

Allerdings: Anders als erwartet, ist die Online-First Strategie der Kunden noch nicht so weit fortgeschritten, wie 2021 erhofft. In vielen Fällen sind die Online-Systeme noch komplett von den Print- und Broadcastsystemen getrennt oder es existiert noch ein Altsystem, das weiter benötigt wird. Daher sorgt die vorherige Umstellung der dpa-WebLines bei Kunden nicht im erhofften Maße für Synergien.

Schritt 6: Konzeption der integrierten Redaktion

Parallel zur neuen Auslieferung entsteht bei dpa seit 2020 das neue, auf multimediale Artikel optimierte Redaktionssystem Rubix. Dort werden direkt multimediale Stories auch für jene Dienste produziert, die sich an Redaktionen richten (newsroom-ready). Doch weil die multimedialen Inhalte nur via dpa-digitalwires verfügbar sind, die Umstellung der Kunden aber noch andauert, sind die Dienste aus Kundensicht vorerst weiterhin monomedial. Behelfsweise werden textuelle Verweise vom Text zu den verknüpften Bilder und umgekehrt erzeugt, sodass Kunden leichter passende Fotos im dpa-Bildfunk finden können.

In einem weiteren Schritt soll auch die Produktion der (schon lange multimedialen) dpa-WebLines vom Altsystem ines zu Rubix verlagert werden. Mit Blick auf die Digital-First-Strategie der Redaktion muss dafür das Zusammenspiel zwischen den (künftig multimedialen) Diensten und den dpa-WebLines neu definiert werden.

Redaktion, Rubix-Team und Content Provisioning entwickeln gemeinsam ein Konzept für die Produktion in einer integrierte Redaktion, in der die dpa-WebLines, der dpa-Basisdienst und die dpa-Landesdienste effizient produziert werden können.

Ab Sommer 2024 werden Dienste und Weblines von einer gemeinsamen Redaktion aus einer Hand gesendet. Die dpa-Zeitmaschine visualiert das Konzept und unterstützt bei der Einführung multimedialer Dienste.

dpa-Zeitmaschine

Schritt 7: Weiterentwicklung des Formats für alle Medientypen

Neue Metadaten und andere Typen von Medienobjekten: Ab Ende 2024 sind auch Grafik-, Audio- und Videoinhalte als dpa-digitalwires verfügbar. Wie angestrebt und auch von Kunden in der Umstellung nachgefragt, können nun alle dpa-Inhalte in einem einheitlichen Format über einen einheitlichen Weg empfangen werden.

Schritt 8: Alt und neu parallel

Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Start multimedialer Dienste?

Leider dauert die Umstellung der Altsysteme bei Kunden länger als erwartet (Siehe Schritt 5). Um nicht darauf warten zu müssen, dass der letzte Kunde die Umstellung auf die dpa-digitalwires abgeschlossen hat, entsteht ein Plan wie Artikel übergangsweise sowohl multimedial via dpa-digitalwires als auch monomedial über die noch nicht abgekündigten Altverfahren produziert und versendet werden können.

Schritt 9: Umschaltung auf multimediale Dienste

Durch das einheitliche Format von mono- und multimedialen Artikeln in den dpa-digitalwires einerseits und die parallele Möglichkeit zur Auslieferung in den monomedialen Altformaten andererseits, können in der Nacht zum 29. April 2025 alle dpa-digitalwires-Kunden gleichzeitig auf die multimedialen Stories aus dem neuen Redaktionssystem Rubix umgestellt werden.

Passende Fotos werden nun direkt gemeinsam mit dem Text versendet und müssen nicht länger im dpa-Bildfunk gesucht werden, Storytelling-Elemente wie X-Posts und Youtube-Videos zum Thema sind an geeigneter Stelle im Artikel positioniert.

Dank der intensiven Vorbereitung läuft die Umstellung auf multimediale Dienste bis auf einzelne Kleinigkeiten reibungslos. Vorbereitete Fallback-Szenarien treten nicht ein, kein Kunde muss zurück auf die monomedialen Inhalte der Dienste geschaltet werden.

Beispielmeldung multimedialer Basisdienst

Schritt 10: Optimale Integration in die Kundenprozesse

Ob die multimedialen Artikel auf die Webseite, ins Blatt oder die App gelangen, entscheiden Kunden nun selbst. Hat das Kundensystem entsprechende Möglichkeiten, können dpa-Inhalte multimedial und mit einer Vielzahl von Metadaten vom Agentureingangssystem über das kanalunabhängige Redaktionssystem bis in das Online- oder Printsystem gelangen.

Neue Use-Cases: Automatisiertes Zeitungslayout

Eine Entwicklung hatten wir 2021 nicht vorausgesehen: Der Bedarf an multimedialen Stories bei den Kunden kommt nicht nur aus den Digital-First- und Online-Systemen. Auch die relativ neue Kategorie der automatisierten/KI-basierten Blattplanungssysteme benötigt multimediale Stories, um diese dann automatisiert für die Printausgabe der Zeitung zu layouten.

dpa kann diese nun in Form der multimedialen Dienste direkt bis in die Systeme liefern. Wir sind gespannt, welche anderen Use-Cases wir gemeinsam mit den Kunden, den Systemherstellern und Systemintegratoren noch entdecken werden.

 

Text: Caren Siebold zusammen mit dem Content-Provisioning-Team der dpa

Titelfoto: dpa, Marijan Murat

 

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